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Die zweite Chance für verlassene Heuler

Wenn man an Jagd denkt, kommen vielen Menschen vor allem Bilder von Wäldern, Wildschweinen oder Rehen in den Sinn. Doch Jagd ist weitaus mehr – sie umfasst auch Aufgaben, die man nicht sofort mit dem klassischen Bild eines Jägers verbindet. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist die Seehundstation Norddeich, die sich um verwaiste Seehundjunge, sogenannte Heuler, kümmert. Die Station wurde 1971 auf Initiative der beiden Jäger Winhold Schumann und Erwin Manninga gegründet und zeigt eindrucksvoll, dass Jagd auch Natur- und Artenschutz bedeutet.

Die Anfänge der Seehundstation – Eine Initiative von Jägern

Die Seehundstation in Norddeich entstand aus der Vision der beiden Jäger, die nicht nur für den Schutz des Wildes in Wäldern Verantwortung übernahmen, sondern auch für die Tiere des Meeres. Ihre Gründungsidee beruhte auf drei zentralen Bausteinen:

  1. Aufzucht verwaister Seehunde als Hegemaßnahme
    Verwaiste Seehundjunge, die an den Stränden ohne ihre Mutter aufgefunden werden, werden in der Station aufgezogen und später ausgewildert. Damit trägt die Station entscheidend zur Bestandsstützung der Seehunde an der deutschen Nordseeküste bei.
  2. Forschung mit den ausgewilderten Tieren
    Die ausgewilderten Seehunde liefern wichtige Erkenntnisse über das Verhalten und die Lebensbedingungen dieser faszinierenden Meeressäuger. Diese Forschung hilft, den Lebensraum der Seehunde besser zu schützen und das ökologische Gleichgewicht im Meer zu verstehen.
  3. Öffentlichkeitsarbeit und Bildung
    Von Beginn an war es Ziel der Station, die Öffentlichkeit über Seehunde und ihren Schutz aufzuklären. Die Bildung von Kindern und Erwachsenen spielt dabei eine zentrale Rolle, um langfristig für das Verständnis und den Schutz dieser Tiere zu sorgen.

Die Arbeit der Seehundstation heute

Auch heute ist die Jägerschaft im Vorstand der Seehundstation, und die Aufgaben der Station haben sich weiterentwickelt. Neben der Aufzucht und Auswilderung von Heulern nimmt die Station auch verletzte oder geschwächte Meeressäuger wie Kegelrobben und Seevögel auf. Sie werden medizinisch versorgt und gepflegt, bis sie wieder ausgewildert werden können.

Forschung und Aufklärung – Naturschutz in Aktion

Die Seehundstation engagiert sich nicht nur in der praktischen Hilfe für Tiere, sondern auch in der Forschung. Die Erkenntnisse, die durch die Arbeit mit den aufgezogenen Seehunden gewonnen werden, helfen, die Lebensbedingungen dieser Tiere zu verbessern und Schutzmaßnahmen besser anzupassen. Die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Naturschützern ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit.

Zudem bleibt die Aufklärungsarbeit ein zentrales Element. Jährlich besuchen tausende Menschen die Station, um mehr über Seehunde und ihre Lebensweise zu erfahren. Führungen, Workshops und Informationsveranstaltungen tragen dazu bei, das Bewusstsein für den Meeresschutz zu stärken und eine breite Unterstützung für den Schutz der Seehunde zu schaffen.

Fazit: Jagd bedeutet Verantwortung

Die Seehundstation Norddeich zeigt eindrucksvoll, dass Jagd weit mehr ist als nur das Erlegen von Wild. Sie ist eine Verantwortung gegenüber der Natur und den Tieren – egal, ob es sich um Wild im Wald oder um Meeressäuger an der Küste handelt. Die Arbeit der Jäger in der Station, ihre ehrenamtlichen Einsätze und die wissenschaftlichen Forschungen tragen entscheidend zum Schutz der Artenvielfalt bei.

Die Seehundstation ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie Jagd und Naturschutz Hand in Hand gehen können. Dank der Initiative und des Engagements von Jägerinnen und Jägern erhalten verwaiste Heuler eine zweite Chance – und mit ihnen auch unser Verständnis für die Bedeutung des Lebensraumes Meer. Auch das ist Jagd.

Mehr über die Arbeit der Seehundstation erfahren Sie hier: Seehundstation Norddeich.

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