Nachdenkliches

Der Staffordshire Bullterrier – Ein Kinderhund aus eigener Erfahrung

Staffordshire Bullterrier haben nicht ohne Grund den Spitznamen „Nanny Dog“. Diese treue, kinderliebe Hunderasse hat über viele Jahre hinweg bewiesen, dass sie sich perfekt in eine Familie integriert und die besten Spielkameraden und Beschützer für Kinder sind. Auch in meiner Familie haben zwei Staffordshire Bullterrier, Mickey und Trixi, eine zentrale Rolle gespielt. Ihre Geschichten zeigen die außergewöhnliche Verbindung, die zwischen Mensch und Hund entstehen kann.

Mickey – Der charismatische Kneipengänger

Unser erster Staffordshire Bullterrier, Mickey, kam in den 1970er Jahren zu uns, als mein Vater als Entwicklungshelfer in Sambia arbeitete. Dort lernte er diese Hunderasse kennen, die in einer Familie als Babysitter für die Kinder eingesetzt wurde. Diese Erfahrung prägte ihn so sehr, dass er beschloss, einen eigenen Staffordshire Bullterrier in unsere Familie zu holen.

Mickey
Mickey mit meiner Großmutter

Als meine Eltern später in Deutschland waren, wurde bei beruflich bedingten Auslandsaufendhalten meines Vaters (und damit auch unserer Familie) der Hund bei meiner Großmutter untergebracht. Der Rüde hat mit sieben Jahren zum ersten mal Kontakt mit Kindern bekommen und trotzdem hatten diese Narrenfreiheit bei ihm. Da meine Cousine in Tränen ausbrach, als Mickey nach einer unserer Auslandsaufenthalte wieder zu uns sollte, blieb er schließlich dort, auch um ihm den ständigen Wechsel zu ersparen. Er musste für alles mögliche herhalten und wenn es ihm zu bund wurde, hat er sich brummelnd zurückgezogen.

Mickey entwickelte schnell seine ganz eigene Persönlichkeit. Besonders seine Vorliebe für Bier sorgte für einige lustige Anekdoten. Er verschwand öfter unerklärlich, bis wir eines Tages herausfanden, dass er regelmäßig die Kneipe um die Ecke aufsuchte. Dort setzte er sich ruhig in eine Ecke, wartete ab und sprang schließlich auf einen Barhocker, um sich das Bier eines unaufmerksamen Gastes zu schnappen. Der Wirt und die Stammgäste waren darüber mehr als amüsiert, und Mickey wurde schnell zum Star der Kneipe. Es dauerte eine Weile, bis wir seinen Aufenthaltsort entdeckten – und dann war Schluss mit den Kneipenabenteuern!

Trixi – Die treue, sture und mutige Hündin

Trixi
Trixi

Unsere zweite Staffordshire Bullterrier-Hündin, Trixi, kam zu uns, als ich noch ein Baby war. Sie war eine unerschütterliche Gefährtin mit einer unendlichen Geduld – vor allem mit uns Kindern.

Eines Tages, als ich noch im Kindergarten war, wurde Trixi direkt von unserem Hof gestohlen. Die Entführer forderten ein Lösegeld von 600 Schweizer Franken. Wir waren natürlich am Boden zerstört, bis wir sie endlich zurückbekamen – und zwar nach der Zahlung des Lösegelds. Das zeigte uns, wie wichtig Trixi für uns geworden war: Sie war nicht nur ein Hund, sondern ein festes Familienmitglied, das wir um keinen Preis der Welt verlieren wollten.

Sonnenplatz oder nichts – Die unerschütterliche Kanonenkugel

Trixi war nicht nur mutig, sondern auch unglaublich stur, wenn es um ihren geliebten Sonnenplatz auf unserem Hof ging. Mehrmals wäre sie fast überfahren worden, als Autos auf den Hof fuhren – doch das beeindruckte sie wenig. Sie weigerte sich, ihren Platz zu verlassen, und es schien, als hätte sie beschlossen, dass die Autos eher an ihr „zerschellen“ würden, als dass sie auch nur einen Schritt weicht. Trotz der Beinahe-Unfälle blieb sie stets in der Sonne liegen – ein Bild von Entschlossenheit und Gelassenheit.

Geduld und Gelassenheit in jeder Situation

Nachbarskind hatte Trixi entdeckt.

Eines meiner frühesten und denkwürdigsten Erlebnisse mit Trixi war, als ich etwa drei Jahre alt war. Ich biss sie damals aus Frust in die Nase, weil sie nicht so wollte, wie ich es mir vorgestellt hatte. Doch anstatt zu knurren oder mich gar zu beißen, nahm sie es mit einer Engelsgeduld hin. Sie ließ sich von uns Kindern alles gefallen – sei es, dass wir sie als Reit- oder Zugtier einsetzten, sie verkleideten oder ihr kleine Kunststücke beibrachten. Wenn es ihr zu viel wurde, zog sie sich einfach brummelnd zurück, aber nie zeigte sie auch nur den Anflug von Aggression.

Die Gemüse-Diebin

Trixi hatte nicht nur einen besonderen Geschmack für Leckereien aus den Taschen der Nachbarn, sondern auch für unser Gartengemüse. Besonders Möhren, Himbeeren und Erdbeeren hatten es ihr angetan. Regelmäßig plünderte sie unseren Garten und zog die Möhren selbst aus der Erde, trennte das Grün sauber ab und fraß den Rest. Unsere Mutter konnte es zunächst nicht glauben und hielt uns Kinder für die Übeltäter – bis sie eines Tages Trixi auf frischer Tat erwischte. Seitdem musste die Gartenplanung immer auch Trixis Vorlieben berücksichtigen.

Trixi und die Nachbarschaft: Der Trick mit den Leckereien

Trixi war nicht nur bei uns Kindern beliebt, sondern auch in der gesamten Nachbarschaft. Es war fast unmöglich, durch die Straße zu gehen, ohne dass jemand Leckereien für sie parat hatte. Obwohl Trixi eine Gestalt wie eine „Kanonenkugel“ hatte – 26 kg auf nur 40 cm Höhe – schaffte sie es immer wieder, die Nachbarn zu überzeugen, dass sie kurz vorm Verhungern stünde. Sie war darin wahre Meisterin, sich in die Herzen (und Taschen) der Menschen zu schleichen. Kaum jemand konnte ihrem „Blick“ widerstehen, und so erhielt sie regelmäßig Leckereien, während sie uns stolz mit ihrer kugelrunden Gestalt begleitete.

Der treue Wächter im Wald

Meine Eltern vertrauten Trixi voll und ganz, wenn es darum ging, uns Kinder zu beschützen. Wir durften als Grundschulkinder nur im Wald spielen, wenn Trixi dabei war. Die Regeln waren einfach: Wir mussten in Rufweite bleiben und bei Einbruch der Dämmerung zu Hause sein – Regeln, die wir natürlich nur selten einhielten. Aber meine Eltern waren überzeugt, dass Trixi uns jederzeit verteidigt hätte, wenn uns jemand auch nur schief angesehen hätte. Sie war unser treuer Schutzengel auf vier Pfoten, der uns durch die Wälder folgte und sicherstellte, dass wir immer wohlbehalten nach Hause kamen.

Trixis „Betthund“-Eskapade

Trixi hatte auch ihre charmanten Tricks, um Menschen um den Finger zu wickeln – oder besser gesagt, ins Bett zu kommen! Als sie eines Tages nach einer Operation zur Beobachtung über Nacht beim Tierarzt bleiben musste, schaffte sie es tatsächlich, sich ins Bett des Tierarztes zu schmuggeln. Trotz der strikten Regeln, dass sie bei uns zu Hause nie ins Bett durfte, hatte sie es irgendwie geschafft, den Tierarzt zu überzeugen, dass das genau der richtige Platz für sie war. Seitdem nannten sie die Tierarzthelfer „Betthund“, denn sie ließ sich dort nicht mehr so einfach vertreiben. Zu Hause blieb sie allerdings immer brav auf dem gefliesten Wohnbereich – aber wenn es eine Möglichkeit gab, sich bei anderen Menschen durchzusetzen, dann wusste Trixi genau, wie sie das erreichen konnte.

Ein treuer Begleiter bis zum letzten Tag

Trixi blieb bis ins hohe Alter unser treuer Begleiter. Sie wurde 16 Jahre alt und musste schließlich aufgrund eines fortgeschrittenen Krebsleidens eingeschläfert werden. Es war ein schwerer Abschied für uns alle, denn Trixi war mehr als nur ein Hund – sie war ein Teil unserer Familie, die uns durch unsere Kindheit begleitet und uns beschützt hatte.

Fazit: Ein wahrer „Kinderhund“

Die Anekdoten über Mickey und Trixi zeigen, warum der Staffordshire Bullterrier zu den besten Familienhunden zählt. Beide Hunde waren nicht nur treue Beschützer, sondern auch liebevolle Begleiter, die mit ihren cleveren Eigenheiten und ihrer unendlichen Geduld immer wieder für Lachen und Staunen sorgten. Trotz ihres robusten Aussehens waren sie sanfte Seelen, die ihre Familie über alles liebten. Für uns waren sie nicht nur Haustiere, sondern vollwertige Familienmitglieder – und die Erinnerungen an sie werden uns für immer begleiten.

2 Kommentare

  • Gaby Nanzer

    Das Trixi ein lieber Familienhund war, kann ich nur bestätigen. Wir waren befreundete Familien und waren oft mit Kind und Kegel (und Hunden) unterwegs 😉 Böse und agressiv wird ein Hund nur, wenn er zu diesem Verhalten erzogen wird, bzw. es ihm vorgelebt wird. Leider gibt es solche Hundebesitzer auch.

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