Vogelgrippe – Fortsetzung
Im Winter 2005/2006 sorgte die Vogelgrippe in Deutschland für große Besorgnis, und die Angst vor einer Pandemie führte dazu, dass die Produktion von Grippeimpfstoffen hochgefahren wurde. Eine Stallpflicht für Nutzgeflügel wurde angeordnet, um eine mögliche Übertragung zu verhindern. Auch im Winter 2014/2015 kam es erneut zu einer Stallpflicht für Geflügel, nachdem in mehreren großen Betrieben der H5N8-Virusstamm der Vogelgrippe nachgewiesen wurde. Aber wie genau wird die Krankheit übertragen?
Die Rolle der Wildvögel als Überträger wurde bereits 2007 infrage gestellt, und bis heute gibt es, wie die taz berichtet, keine umfassenden Studien zu den Infektionswegen in Tierbeständen. Johan Mooij, Biologe und langjähriger Leiter der AG Gänseökologie und Vorstand des Wissenschaftsforum Aviäre Influenza, kritisiert unter anderem, dass keine Gegenproben an einer mit Influenza infizierten Krickente durchgeführt wurden. Diese Kritik ist insofern bedeutsam, als ein Vogel, der an einem hochpathogenen Virenstamm erkrankt, nicht mehr in der Lage ist zu fliegen und damit nicht die schnelle Ausbreitung des Virus erklären kann.
Ein weiterer Aspekt, der die Rolle von Wildvögeln als Hauptüberträger infrage stellt, ist die Tatsache, dass viele moderne Geflügelställe, in denen der H5N8-Virus nachgewiesen wurde, hermetisch abgeriegelt sind. Diese Ställe sind so konzipiert, dass fast nichts von außen eindringen kann – die Frage der Ansteckung über die Luft oder Abluftanlagen bleibt dennoch bestehen. Angesichts dieser offenen Fragen sollten die von Herrn Mooij aufgeworfenen Kritikpunkte dringend weiter untersucht werden, um die tatsächlichen Infektionswege besser zu verstehen.
Die Frage bleibt: Wem nützt die Stallpflicht, wenn sie die Ausbreitung der Vogelgrippe nicht verhindert? Zum einen bietet sie Beruhigung, indem sie zeigt, dass Maßnahmen ergriffen werden, unabhängig von deren Wirksamkeit. Zum anderen stellt sie vor allem kleine Geflügelhalter vor erhebliche Herausforderungen. Besonders Besitzer alter Rassen, die einen hohen Bewegungsdrang haben, finden es schwierig, ihre Tiere langfristig im Stall zu halten. Der Effekt könnte ähnlich wie im Winter 2005/2006 sein: Viele Halter könnten sich entschließen, ihr Geflügel ganz abzuschaffen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!
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