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Zum 3. November

Waidmannsheil: Die ethische Jagd gestern und heute

Die Jagd ist eine uralte Tradition, die sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer vielschichtigen, verantwortungsvollen Aufgabe entwickelt hat. Heute steht sie nicht mehr allein für den Nahrungserwerb oder die Wildbestandregulierung, sondern umfasst zahlreiche Tätigkeiten im Bereich des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Jägerinnen und Jäger in Deutschland übernehmen vielfältige Aufgaben, die für den Erhalt unserer Umwelt und das ökologische Gleichgewicht von entscheidender Bedeutung sind.

Ein starkes Zeugnis für das ethische Selbstverständnis der Jagd liefert das Gedicht „Waidmannsheil“ von Julius Adolf Oskar Riesenthal, das vor rund 150 Jahren verfasst wurde. Es fordert dazu auf, Wild nicht nur zu bejagen, sondern es auch zu schützen, zu hegen und die Schöpfung zu ehren. Diese Grundprinzipien prägen noch immer die Arbeit vieler Jägerinnen und Jäger, die sich mit großem Engagement für die Natur einsetzen.


Waidmannsheil

Das ist des Jägers Ehrenschild,
daß er beschützt und hegt sein Wild,
weidmännisch jagt, wie sich's gehört,
den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.

Das Kriegsgeschoß der Haß regiert,
Die Lieb’ zum Wild den Stutzen führt:
Drum denk’ bei Deinem täglich Brot,
Ob auch Dein Wild nicht leidet Not?

Behüt’s vor Mensch und Tier zumal!
Verkürze ihm die Todesqual!
Sei außen rauh, doch innen mild, 
dann bleibet blank dein Ehrenschild.

Julius Adolf Oskar Riesenthal
Forstmann, Maler, Jagd-Schriftsteller und Ornithologe
* 18. September 1830 in Breslau; † 22. Januar 1898 in Charlottenburg;


Die vielfältigen Aufgaben der Jagd in der heutigen Zeit

Die Aufgaben moderner Jägerinnen und Jäger in Deutschland gehen weit über die klassische Wildbestandregulierung hinaus. Sie umfassen zahlreiche Tätigkeiten, die den Natur- und Artenschutz unterstützen, den Erhalt von Lebensräumen fördern und sogar das alltägliche Leben vieler Menschen betreffen.

1. Wildbestandregulierung und Seuchenschutz

Die Regulierung von Wildbeständen bleibt eine zentrale Aufgabe, besonders in Gebieten, in denen natürliche Feinde wie Wölfe fehlen. Eine übermäßige Vermehrung von Wildtieren wie Wildschweinen oder Rehen kann erhebliche Schäden in der Landwirtschaft und im Wald verursachen. Jäger helfen durch ihre Arbeit, diese Populationen im Gleichgewicht zu halten und so Krankheiten wie die Afrikanische Schweinepest einzudämmen.

2. Biotopschutz und Lebensraumpflege

Jäger gestalten und pflegen wertvolle Biotope wie Hecken, Waldlichtungen oder Feuchtgebiete, die nicht nur für das Wild, sondern für viele Arten als Lebensraum dienen. Diese Lebensräume fördern die Biodiversität und sind oft letzte Rückzugsorte für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.

3. Wildtierrettung bei der Ernte

Jedes Jahr retten Jäger unzählige Rehkitze und andere Wildtiere, die sich während der Mähsaison in den Feldern verstecken. Mithilfe von Drohnen und Wildrettern sichern sie Felder ab und verhindern so, dass Tiere von Mähmaschinen verletzt oder getötet werden. Dies ist eine der vielen Aufgaben, die von Jägern ehrenamtlich übernommen werden.

4. Schadensabwehr für die Landwirtschaft

Wildtiere wie Wildschweine verursachen oft große Schäden an Feldern und Kulturen. Jäger tragen durch gezielte Bejagung und Maßnahmen wie Ablenkfütterungen dazu bei, diese Schäden zu minimieren und das Gleichgewicht zwischen Landwirtschaft und Natur zu wahren.

5. Artenschutz durch Prädationsmanagement

Raubtiere wie Füchse, Marder oder Waschbären stellen eine Gefahr für bodenbrütende Vogelarten dar. Durch gezielte Maßnahmen im Rahmen des Prädationsmanagements schützen Jäger gefährdete Arten und tragen so zum Erhalt der Artenvielfalt bei.

6. Unfallverhütung durch Wildwechsel

Wildunfälle stellen eine ernsthafte Gefahr für Verkehrsteilnehmer dar. Jäger arbeiten mit Behörden zusammen, um Wildwechselzonen zu markieren und durch die Regulierung von Wildbeständen und den Bau von Zäunen das Risiko von Wildunfällen zu verringern. Besonders die Nachsuche von Wildtieren nach Unfällen, oft in der Nacht, wird von Jägern ehrenamtlich übernommen.

7. Lebensmittelversorgung

Wildbret ist ein regionales, nachhaltiges Lebensmittel, das aus der Natur stammt. Es ist fettarm, reich an Nährstoffen und ein wertvoller Bestandteil einer umweltfreundlichen Ernährung. Jäger leisten einen wichtigen Beitrag zur Versorgung mit qualitativ hochwertigem Fleisch, das direkt aus heimischen Wäldern kommt.

8. Unermüdliches Ehrenamt und hohe Auflagen

In Deutschland leisten die meisten Jägerinnen und Jäger ihre Arbeit ehrenamtlich. Ob bei der Nachsuche von verletztem Wild nach Verkehrsunfällen, der Rettung von Jungtieren oder der Pflege von Biotopen – all diese Tätigkeiten werden aus eigener Überzeugung und ohne Bezahlung durchgeführt. Gleichzeitig sind Jäger an strenge gesetzliche Auflagen gebunden und müssen zahlreiche Prüfungen und Schulungen absolvieren. Hinzu kommen hohe Kosten für Jagdscheine, Jagdsteuer, Ausrüstung und die Pflege von Revieren.

9. Naturbildung und Öffentlichkeitsarbeit

Jäger engagieren sich nicht nur im praktischen Naturschutz, sondern auch in der Aufklärung. Sie bieten Exkursionen, Naturlehrpfade und Schulungen an, um Kindern und Erwachsenen das Verständnis für ökologische Zusammenhänge zu vermitteln und den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur zu fördern.

Fazit

Die Jagd in Deutschland ist heute eine unverzichtbare Aufgabe, die weit über das Erlegen von Wild hinausgeht. Jägerinnen und Jäger leisten einen enormen Beitrag zum Naturschutz, zur Lebensraumpflege, zur Schadensabwehr in der Landwirtschaft und zum Artenschutz. Viele dieser Tätigkeiten werden ehrenamtlich ausgeführt, oft unter schwierigen Bedingungen und unter Beachtung zahlreicher gesetzlicher Auflagen.

Das Gedicht „Waidmannsheil“ erinnert uns daran, dass Jagd immer auch eine ethische Verantwortung ist. Diese Verantwortung ist heute größer denn je und zeigt sich in der Vielfalt der Aufgaben, die Jägerinnen und Jäger für unsere Gesellschaft übernehmen. Sie sind die Hüter unserer Wälder, die Helfer in der Not und die Beschützer vieler Tierarten.

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